
Zwischen Glaube und Zweifel Gott erfahren
Am 26. Januar 2025Tagung in Baden 2025
Soll ich mich ärgern, dass ich jetzt erst, nachdem ich schon 25 Jahre Pfarrfrau bin, zum PFB gehöre? Was habe ich wohl in all den Jahren verpasst?
Nicht verpasst habe ich das Wochenende der badischen Pfarrfrauen. Mich begeistern die Herzlichkeit und Offenheit, mit der mich die über 60 Teilnehmerinnen aufgenommen haben. Einige Frauen kenne ich bereits seit über 30 Jahren aus der Studienzeit meines Mannes, andere erst ein dreiviertel Jahr. Ich freue mich über das Wiedersehen und das Kennenlernen von so vielen, lieben Frauen.
„Zeiten des Fragens – Zwischen Glaube und Zweifel Gott erfahren“, so lautete das Motto des Wochenendes. Unsere badische Vorsitzende Claudia Bär stimmte uns auf das Thema ein. Passend zur Jahreslosung: „Prüft alles und behaltet das Gute“, sollen wir es wie die Eichhörnchen machen, die alle Nüsse prüfen und nur die Guten kommen in den Wintervorrat.
Bei den Grüßen aus den badischen Kreisen wurde die Verbundenheit untereinander deutlich. Fröhliche und traurige Ereignisse und Schicksalsschläge wurden bekannt gegeben. Es wird am Ergehen der Frauen Anteil genommen. Das ist wie eine tröstliche Umarmung.
Unser Blick über den Tellerrand wurde beim Vortrag des Vorstandsvorsitzenden des Gustav-Adolf-Werks (GAW) in Baden Prof. Dr. Martin-Christian Mautner erweitert. Wie kam es, dass der schwedische König Namenspatron einer Hilfsorganisation von Diasporagemeinden wurde? Auf der Homepage des deutschen GAW kann man darüber lesen:
Als sich der Protestant Gustav II. Adolf 1630 mit seinem Heer in den Dreißigjährigen Krieg einmischte, sahen viele Menschen in ihm ihre letzte Hoffnung. In den zwei Jahren, in denen er im Krieg kämpfte, erreichte er, dass der evangelische Glaube in Deutschland nicht verdrängt werden konnte.
Als 1832 in Leipzig ein Verein gegründet wurde, um evangelischen Christen in schwierigen Glaubens- und Lebenslagen zu helfen, wurde Gustav Adolf zum Namenspatron und Vorbild. Wie er, wollte auch der neue Verein sich für bedrängte evangelische Minderheiten einsetzen, aber nicht mit Gewalt, sondern mit Spenden.“
Zum 200. Todestag von Gustav Adolf wurde zur Erinnerung keine leblose Bronzestatue finanziert, sondern mit den Geldmitteln des Vereins ein lebendiges Denkmal geschaffen, das weltweit zum Segen für die Menschen wird.
Marlies Kabbe ermutigte uns bei der Morgenandacht über Psalm 13, es wie David zu machen. Er hat seine Zweifel Gott an den Latz geknallt. Im Wort „Zweifel“ steckt die Zahl „zwei“. Man hat zwei Optionen: Entweder man steckt den Kopf in den Sand oder man wendet sich an Jesus. Man darf dem Feind, dem Satan, wie ein trotziges Kind auf den Kopf treten. Ganz fest drauftreten. Das „dennoch“ aus Psalm 73,23 hat sie uns an Herz gelegt: Dennoch bleibe ich stets an dir …
Pfarrerin Maike Sachs, Studienleiterin am Albrecht-Bengel-Haus in Tübingen, brachte uns in ihren Bibelarbeiten zwei Menschen aus der Bibel näher. Ich beschränke mich im Rückblick auf Mirjam – eine taffe Frau.
Als der Bruder in Gefahr war, setzte das ungeahnte Kräfte bei ihr frei – 2. Mose 2,1-10
War Mirjam verzweifelt oder taff, als sie das Körbchen, in dem ihr Bruder lag, beobachtete, begleitete und die Tochter des Pharaos ansprach? Mirjams Mut wurde ein wichtiger Meilenstein in Gottes Geschichte. Mit Resignation hätte sie nichts erreichen können.
Wenn der Bruder groß herauskommt, dann ist es Zeit zu staunen – 2. Mose 15,20f
Trotz ihres hohen Alters nahm Mirjam nach der Befreiung die Pauke und sang zur Ehre Gottes. Dankbare Menschen verbreiten eine angenehme Atmosphäre, sie werden anziehend, können sogar der Stimmung eine neue Richtung geben.
Wenn der Bruder groß herauskommt, dann wächst aber auch der Neid – 4. Mose 12,1-4.9-15
Mirjam entdeckte an Mose etwas, das er ihr voraushatte. Es war seine einzigartige Stellung vor Gott und vor den Menschen. Der Neid begann in ihr zu fressen. Neid und Unzufriedenheit sind eine zerstörerische Kraft. Wie schnell messen wir uns an anderen. Auf einmal fühlen wir uns völlig wertlos. Doch Gott wollte keine Einheitsprodukte. Unsere Vielfalt ist Ausdruck seiner Phantasie. Jeder Mensch ist einmalig, jeder hat eigene Aufgaben. Das zu entdecken macht frei, frei zur Freude aneinander. Kraftvoll zuzupacken, zu leiten, voranzugehen, aber auch zurückzustehen und sich an denen zu freuen, die Gott augenblicklich spürbar segnet.
Es waren so viele gute Gedanken in den Bibelarbeiten, die ich hier nur auszugsweise wiedergeben konnte.
Am Abend hatten wir die Qual der Wahl: Es gab vier Workshops, die von Frauen aus dem PFB angeboten wurden. Es wurde getanzt, gelesen, gebetet oder ein Vortrag über Demenz gehört.
Als Abschluss feierten wir einen Abendmahlsgottesdienst. Renate Neudorfer ging in ihrer Predigt über Jakobus 1,2-8.12-18 auf unser Thema „Glaube und Zweifel“ ein. Zweifeln ist ein gutes Zeichen, denn dann ist auch Glaube da. Wenn man im Zweifel steckt, empfiehlt Jakobus das Gebet, das sich Gott anvertraut, um wieder rauszukommen.
Zwei Frauen wurden an diesem Wochenende mit Segen und warmherzigem Zuspruch in die Familie des badischen PFB aufgenommen, eine davon bin ich.
Nicht nur unsere Seele bekam gute Nahrung, sondern auch der Körper. Wie gut hat es getan, den Speisesaal mit dem reichhaltigen Buffet zu genießen. Für mich ist es immer ein Urlaubsgefühl, wenn ich nicht kochen und abspülen muss. Für jeden Geschmack war etwas dabei und das hat uns ein Lächeln auf das Gesicht und den Teller gezaubert.
Mit liebevollen und wertschätzenden Worten im Gepäck mache ich mich auf den Heimweg. Vielen Dank an Claudia Bär und ihre Helferinnen für diese wunderschönen Tage der Begegnung und des Austausches.
Nein, ich werde mich nicht über das Verpasste ärgern, sondern mich auf das freuen, was mich noch erwartet.
Simone Habiger, Wenkheim







