Geschichte des Pfarrfrauenbundes

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Da die Ehefrauen der Pfarrer bei Treffen des 1913 gegründeten Pastorengebetsbundes nicht teilnehmen konnten, schlossen sie sich 1916 unter der Bundesmutter Clara Heitefuß zum Pfarrfrauen-Schwesternbund zusammen. Die Leitung der Mitglieder durch Christus, die gegenseitige Förderung und Ermunterung, die Heiligung der Einzelnen sowie die Erweckung und Ausrüstung der Pfarrersleute zum Dienst für Christus waren die zentralen Anliegen des Bundes (Cl. Heitefuß in: An des Meister Hand, 272). Es bildeten sich unter der Leitung von „Briefmüttern“ sehr rasch sogenannte Briefkreise, um trotz räumlicher Entfernungen die Verbindung zu pflegen, sich gegenseitig zu helfen durch Fürbitte und seelsorglichen Zuspruch. Dazu kamen regelmäßig Rundbriefe.

Maria Wöll, die Tochter der Gründerin, leitete den Bund von 1946 bis 1964. Regionale Tagungen wurden angeboten. Nach dem Mauerbau 1961 übernahm Margarete von Holst die Verantwortung für die Kreise in Ostdeutschland. Ihr folgte bis zum Fall der Mauer 1989 Margarete Koch. Pfarrerin Ilse Hedderich, M. Wölls Nachfolgerin im Westen, legte kurz vor dem 50-jährigen Jubiläum 1966 ihr Amt nieder. Unter Elisabeth Brezger wurde der Bund neu geordnet: Aus dem Pfarrfrauen-Schwesternbund wurde der Pfarrfrauenbund (PFB), aus der Bundesmutter die Hauptverantwortliche, statt des Schwesternbriefes erschien das Heft „Wegweisung und Aussprache“. Der Kontakt zwischen Ost und West wurde durch Patenschwestern und gegenseitige Besuche auf Tagungen gepflegt.

Ab 1975 übernahm die Theologin Ingeborg Hauschildt die Leitung. Sie hielt in Auseinandersetzungen mit theologischen und gesellschaftspolitischen Fragen am Proprium des Bundes fest: Vertrauen in Gottes Wort, seelsorglicher Beistand und Fürbitte.

1990 stellte sich bei einer gemeinsamen Tagung von Ost und West die Frage, wie die Wiedervereinigung im PFB zu gestalten wären. 1991 wurde Pfarrerin Ingeborg Fischer aus Baden mit der Leitung betraut und Pfarrerin Rosemarie Hartmann aus der Oberlausitz amtierte als ihre Stellvertreterin. Es kam zur Verjüngung des Leitungskreises und zur Berufung von Ansprechpartnerinnen für die Landeskirchen. Ein Netz als Logo gibt die Richtung an: In Christus gehalten – vernetzt – offen. Kontakte zu ungarischen und österreichischen Schwesterverbänden wurden intensiviert. Fast zeitgleich mit dem 90-jährigen Jubiläum erhielt der PFB die Rechtsform des eingetragenen Vereins (e.V.).

Seit 2009 ist die Theologin Renate Karnstein Vorsitzende. Der Leitungskreis wurde durch eine Aufteilung in Vorstand und Beirat verschlankt. Das Heft „Pfarrfrauenbund aktuell“ und die Homepage (www.pfarrfrauenbund.de) spiegeln vielfältiges ehrenamtliches Engagement wider. Eine Ausstellung zum 100-jährigen Jubiläum 2016 zeigte, wie sich der Wandel in Gesellschaft und Kirche auf das Leben im Pfarrhaus und die Arbeit des Bundes ausgewirkt hat. Seit 2023 ist Claudia Printz Vorsitzende des Bundes.

R. Karnstein

Erstveröffentlichung in ELThG², Bd. 3, 2024, S. 1406 f.

Lit.: Cl. Heitefuß: An des Meisters Hand, 1939; Heft „Pfarrfrauenbund aktuell“; Wurzeln die uns tragen: 90 Jahre Pfarrfrauenbund, 1916-2006, hg. vom Pfarrfrauenbund e.V., 2006.