
Und TROTZDEM
Am 4. März 2025Einkehrtage der Nordkirche 1.-3.11.2024
Wir leben in herausfordernden Zeiten, im Großen wie im Kleinen. Das ist keine neue Erkenntnis, aber leider auch kein Zustand, der sich in absehbarer Zeit ändern wird. Wie gehen wir damit um, als Christinnen und als Pfarrfrauen? Was können wir dem entgegensetzen?
Das waren Fragen, die uns zum diesjährigen Thema unserer Pfarrfrauentagung in der Nordkirche geführt haben: Wahrnehmen, was um uns herum geschieht, weltpolitisch, ökologisch, kirchlich, persönlich, UND TROTZDEM dran bleiben am Glauben, an Gott, an Jesus, trotzdem die Hoffnung nicht aufgeben. Wie kann das gehen? Wir hatten Christiane Rösel als Referentin eingeladen.
Um es vorwegzunehmen – wir sind gestärkt und ermutigt aus diesem Wochenende zurück in unsere alltäglichen Herausforderungen gefahren. Und diese Ermutigung begann schon Freitagabend, als unser Gast Voto uns von ihrem Leben als Pfarrfrau in Tansania erzählte: von den Erwartungen an eine Pfarrfrau, die bei der Hochzeit eine Schürze überreicht bekommt als Symbol dafür, dass sie ein offenes Haus zu führen hat; von den Stellenwechseln ihrer Männer, die alle 5 Jahre anstehen und die dazu führen, dass die Familien oft getrennt von ihren Vätern/Ehemännern leben, weil keine Familie alle 5 Jahre umziehen kann; und von der finanziellen Belastung, die es mit sich bringt, dass alle Pfarrfrauen berufstätig sind. Sie erzählte aber auch von dem großen Zusammenhalt der Pfarrfrauen dort, die sich dreimal im Jahr zu Seminaren treffen, die sich gegenseitig unterstützen und in schwierigen Zeiten auch ganz praktische Hilfe leisten. Da war es wieder, das Vernetzt-Sein unter den Pfarrfrauen, in Tansania, in Deutschland und eben auch über die Ländergrenzen hinaus. Mit einer Abendandacht, die diesen Aspekt der Verbundenheit noch einmal unterstrich, klang der Freitagabend aus.
Am Samstag starteten wir mit einer Morgenandacht in den Tag, in der uns durch die Geschichte von Ruth und Noomi klar wurde, dass Gottes Liebe und Beistand sich wie ein roter Faden durch unser Leben zieht, wenn wir dran bleiben an IHM und IHM vertrauen.
Christiane Rösel nahm uns dann nach dem Frühstück in einem Bibliolog mit zu Jakobs Kampf am Jabbok (1. Mose 32, 23-32). Wenn wir in Übergängen in unserem Leben stehen, in Krisenzeiten mit Zweifeln ringen und ein TROTZDEM schwerfällt, dann geht es uns wie Jakob. Wir wollen dann nicht auf eine Antwort warten, wir brauchen eine Antwort jetzt. Drei Punkte hat Christiane Rösel für uns herausgestellt: 1. Wer ist der Gott Jakobs? Wer überfällt? Wer segnet? In Zeiten des Umbruchs verändert sich auch unser Glaube, unser Gottesbild, und passt sich den Unwägbarkeiten des Lebens an. 2. Warum ringt Jakob mit Gott? Er tut es, weil Gott Gott ist und weil er Gott liebt. Jakob ringt und sieht sich zugleich gehalten von Gott, bittet um seinen Segen, bringt sich mit seiner Not in Erinnerung. Können wir unser eigenes Ringen so sehen? 3. Jakob lässt Gott erst los, nachdem er den Segen erhalten hat. Er zahlt einen Preis, aber er hat wieder eine Perspektive, die Sonne geht wieder auf für Jakob.
Den Nachmittag verbrachten wir bei schönstem Herbstwetter mit einem Spaziergang und verschiedenen Workshopangeboten, bei denen auch der persönliche Austausch und die Begegnung nicht zur kurz kamen. Der Abend stand dann als Kontrapunkt unter dem Motto „Humor schafft Zuversicht“. Mit viel Selbstironie und Körpereinsatz kämpften wir uns in Teams durch eine Pfarrfrauen-Olympiade und hatten viel Grund zum Lachen.
Wir hatten wie immer einen sehr liebevoll ausgesuchten und dekorierten Büchertisch, der viel Anregung bot, und ein tolles Musikteam, das durch die Liedauswahl immer wieder Akzente setze und neben unserem Kopf auch unser Herz zum Schwingen brachte.
Die Tagung endete am Sonntag mit einem Abendmahlsgottesdienst. Dort ermutigte uns Christiane in ihrer Predigt, von den Psalmbetern zu lernen wie das geht, mit unverblümter Ehrlichkeit vor Gott zu kommen und sich nicht „wohltemperiert deutsch“ zurückzuhalten, wie sie es nannte. An Psalm 27,1 entlang („Der Herr ist mein Licht und mein Glück. Vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist der Schutz meines Lebens. Vor wem sollte ich erschrecken?“ Basisbibel) gab sie uns auf die Frage „Wo fühle ich mich sicher?“ drei mögliche Antworten.
1. Licht: Gott wacht über uns, das ist äußerlich sichtbar. So können wir Glauben empfangen.
2. Glück = Rettung: Es hilft, sich mit den eigenen Ängsten um mich, meine Familie, die Welt, zu Gott zu flüchten, für sie zu beten. „Gott, bitte pass auf! Erbarme dich“.
3. Schutz meines Lebens: Gott will meine „Fluchtburg“ sein, zu der nur ER und ich Zutritt haben, sonst nichts, auch nicht meine Ansprüche oder Ängste. Bei ihm bin ich sicher.
Sie entließ uns mit der Frage, ob die Herzensbitte aus Vers 4 „Ich habe eine einzige Bitte an den Herrn … Ich möchte im Hause des Herrn sein alle Tage meines Lebens“ auch unser Wunsch ist und wie sich das wohl anfühlt dort zu sein, alle Tage. Ob es die Sehnsucht in mir weckt nach Gemeinschaft und das schöne Gefühl, dass ich vermisst werde, wenn ich nicht da bin? Und wenn dies nicht unsere persönliche Herzensbitte sei, was könnte sie dann sein?
Die Herzensbitten der einzelnen Pfarrfrauen kenne ich nicht. Aber wenn ich unsere Tagung in einem Gebet zusammenfassen sollte, dann wären es die mutmachenden Worte, mit der Christiane Rösel ihre Predigt beendete: „Lass mich dich immer wieder suchen, Gott, und die Fragen des Lebens werden sich klären. Amen.“
Agnete Knauer

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